Von oben links: Marcus Carl Franklin, Cate Blanchett, Ben Whishaw; Von unten: Christian Bale, Heath Ledger, Richard Gere.
Wenn ein Vertreter, wie Todd Haynes „I’m not there“, einen kompletten Blutrausch der Kritiker verursacht, die im Grunde alles Lebendige gern mit Worten umbringen, wenn Musiker einen Film gutheißen, obwohl dieselben nie zuvor einen Film über ihre Person gutgeheißen haben, wenn es solch mannigfaltige Beweise über die Stärke eines Werkes gibt, dass die Zeichen der Zeit mit den Augen rollen, dann, ja dann, handelt es sich wahrhaft um einen Kandidaten für die Ewigkeit. Allerdings überschwemmt der Siedepunkt aller Kandidaten eine Welle von Gewinnern (meist einer) und Verlierern (meist viele), die einander belächeln, die eine Seite voll Trauer verzerrtem Gesicht, die andere dem Weinerlichen vollständig entzogen. Das Lächeln ist ein Prädikat für den guten Film, für den brillanten, für den tragischen, dramatischen, unterhaltsamen, folgerichtig: für alles. Wenn aber gleichzeitig alles gut ist, darf es gleichsam weder Gewinner, noch Verlierer geben, Gut und Böse, Recht und Unrecht. Zumindest Hollywood verstand dies, nachdem sie im Jahre 1989 erstmals die Formulierung „And the Oscar goes to …“ verwendeten, nicht den abgesetzten Slogan „And the winner is …“. So manch einem Star mag das noch nicht erzählt worden sein, blicken sie dennoch bitter drein, obwohl sie keine Verlierer der Runde sind. Todd Haynes allerdings, sollte sich genau merken, was nach diesen fünf Worten ertönt, denn zumindest alles davor bleibt für seine Person unwichtig.
Damit Schein und Sein auch in Hinblick auf Haynes gelüftet werden, sei soviel gesagt: Sein Bob-Dylan-Biopic ist kein Bob-Dylan-Biopic. Denn obgleich „I’m not there“ als jener blutrünstiger Adelsschlag verkauft wird, der Geschichte malträtiert und sich über sie echauffiert:
Todd Haynes’s Dylan film isn’t about Dylan. That’s what’s going to be so difficult for people to understand. That’s what’s going to make „I’m Not There“ so trying for the really diehard Dylanists. That’s what might upset the non-Dylanists, who may find it hard to figure out why he bothered to make it at all. And that’s why it took Haynes so long to get it made. Haynes was trying to make a Dylan film that is, instead, what Dylan is all about, as he sees it, which is changing, transforming, killing off one Dylan and moving to the next, shedding his artistic skin to stay alive. The twist is that to not be about Dylan can also be said to be true to the subject Dylan. „These so-called connoisseurs of Bob Dylan music, I don’t feel they know a thing or have any inkling of who I am or what I’m about,“ Dylan himself told an interviewer in 2001. „It’s ludicrous, humorous and sad that such people have spent so much of their time thinking about who? Me? Get a life please. . . . You’re wasting you own.“ It might sound like a parlor game, or like cheating on Haynes’s part, but to make sense in a film about Dylan would make no sense. „If I told you what our music is really about, we’d probably all get arrested,“ Dylan once said. (New York Times)