Frau Soraly liest Frau Gröner. Und weil Frau Soraly am 29. Mai eigentlich am liebsten an der „Blogsprechstunde“ mit Frau Gröner teilnehmen wollte, dies aber aufgrund skurriler Internetdifferenzen nicht konnte, friemelt sie seit geschlagenen zwei Tagen im Netz herum, um die Aufzeichnung zu ergattern. Das sie dabei ungewohnt hibbelig auf dem wackligen Bürostuhl auf und ab turnte vor unterdrückter Nervosität dürfte jetzt die allerwenigsten interessieren, außer sie hätte daraus einen Zusammenschnitt gebastelt. Dafür hätte sie aber das entsprechende Material, natürlich besitzt sie dieses nicht, benötigt. Also gibt’s nix, nur die Frau Gröner. Dafür darf sie sich jetzt schriftlich beschweren über die unglaublich Verdrossenheit die Frau Gröner an den Tag legte. Frau Soraly hatte die Frage „Welches sind die Unterschiede zwischen den Filmkritiken in Magazinen und denen auf deinem und auf anderen Blogs?“ so herrlich herbeigesehnt, stundenlang sich verschiedene imitierte Antwortmöglichkeiten ausgedacht und dann so was:
„Ich darf Filme mit Tom Cruise verreißen, nur weil Tom Cruise mitspielt. Ich glaube, in richtigen Zeitschriften muss man sich ein bisschen mehr Mühe geben. Was nicht heißt, dass ich mir keine gebe.“
Über die Widmung an Herrn Cruise (im offiziellen Skript nicht vorhanden, aber angefügt) wird sich jetzt vor allem die „Fernseherin“ freuen, Frau Soraly dagegen findet die Bearbeitung äußerst dünn und faltig, hatte sie sich auf kilometerlange, weite Gänge im ausfahrenden Filmkritikwissen von Frau Gröner gefreut. Kleinkariert möchte Frau Soraly anmerken, dass die Fragestellung sogar ein klein bisschen weiterging. „Auf deinem und auf anderen Blogs“, lautete es da groß in die Leinwand skalpiert, und nein, das folgende ist keine ausreichende Klärung dessen:
„Aber ich mag andere Kritiken durchaus. Ich empfehle immer Anthony Lane vom New Yorker oder Stephanie Zacharek von Salon.com. Und natürlich Roger Ebert.“
Verbarrikadiert wollte sich Frau Soraly ein paar deutschstämmige Wünscheleien zu Gemüte führen und wurde bitter klagend enttäuscht von den zwei Zeilen, wobei der Cruise doch schon eine bekommen hatte. Soviel mehr hätte Frau Gröners Liebling Kiefer Sutherland bekommen, der nur stumm die Braue heben, mit Glass und Zigarette in der Hand den Restaurantteller lehr gabeln müsste. Eines sieht Frau Soraly ein: per Chat ist die exakte Ausführung umständlich und nervtötend. Deswegen bittet sie hiermit um mehr Belastungsstoff für Heile-Welt-Abende, schaukelnde Stuhl-Rodeos und bügelfalten-freie Saft-Exkursionen. Bevor der Schlusssatz noch protzen kann leistet Frau Gröner hoffentlich einen Beitrag zur komischen Formulierung im wirren Schnell-Schreiben (obwohl bei Frau Soraly schlimmere Spiele entstanden wären). Thema „Beste Soundtracks“:
„Und so Larifarisoundtracks, wo alles drauf ist, wie „The Commitments“ oder „American Beauty“.”
Larifari findet Frau Soraly toll. Ist das bei Frau Gröner allerdings positiv oder negativ? Und überhaupt: „American Beauty“ Score oder Soundtrack? Also gesungen oder von Thomas Newman schwungvoll verwühlt? Oder gleich beides? Oder ganz was anderes? Oder war das schon die Hinführung zum „Blogine“-Themenkreis? Vermutlich denkt Frau Gröner dann genauso wie zwei Tage zuvor:
„Ha, was für’n Spackenkram!”